Das Wohnzimmer

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Lucian

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Re: Das Wohnzimmer

von Lucian am 07.01.2019 12:41

Hätte er mir seine Gedanken, dass ich mich potenziell von ihm eingeschüchtert fühlte, mitgeteilt, hätte ich ihm vermutlich mitten ins Gesicht gelacht. Ich fühlte mich keineswegs von ihm bedroht, selbst wenn er zum dritten Mal in Folge die Tornados zum Sieg bringen würde, änderte dies nichts an meiner Sichtweise über ihn oder unserer Beziehung zu einander. Lediglich seine Person und vor allem seine Intentionen, die sich jetzt aufgetan hatten, änderte was an meinen Emotionen ihm gegenüber. Vorhin hatte allein seine Anwesenheit gereicht, damit ich zufrieden war. Wir mussten uns nicht einmal unterhalten und ich genoss dennoch seine Anwesenheit. Vermutlich wäre es auch besser, wenn wir nicht miteinander gesprochen hätten. Dann hätte ich mir nämlich weiterhin etwas vormachen können, dass ich nicht nur ein Experiment war oder eine Spielfigur, jemand, der halt gerade da war, wenn es ihm passte. Denn für mehr war ich in seinen Augen scheinbar nicht zu gebrauchen. Ich spürte wie meine Anspannung für einen kurzen Augenblick nachlies und meine Atmung begann kurz stockend zu werden, während mich ein undefinierbares Gefühl überkam. Ich wusste nicht was es war, doch je mehr ich an Roger dachte und je intensiver ich ihn anblickte, desto schlimmer schien es zu werden.
„Offensichtlich.", kommentierte ich seine Worte noch einmal. Offensichtlich hatte ich mir all die Monate etwas vorgemacht. Offensichtlich hatte ich mir all die Monate selber vorgespielt, dass Roger mehr Interesse an meiner Person hatte, als tatsächlich da gewesen war. Dass er die investierte Zeit gerne mit mir verbrachte, nicht weil es nötig war für sein .. was auch immer das jetzt gewesen war. Dass er die Momente, in denen wir das Bett geteilt hatten, genauso schätzte und gerne hatte wie ich selber. Doch offensichtlich war dem nicht so. Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es bei meinem einmaligen Experiment, eine heterosexuelle Person rumzubekommen, belassen sollen. Ich hätte mir dann nämlich einfach auf die Schulter klopfen und sagen können, dass ich unwiderstehlich genug war einen Mann rumzubekommen, der gar nicht an Männern interessiert war. Ähnlich wie Azra, die sich schon damit gebrüstet hatte, dass sie Frauen rumbekommen hatte, die nicht auf Frauen standen. Mit dem Unterschied, dass ich keinerlei Veelagene besaß, mit denen ich jemand schöne Augen machen konnte. Es wäre allein mein Verdienst gewesen. Zugegeben konnte ich dies jetzt immer noch behaupten, doch hatte dies einen ziemlich bitteren Beigeschmack, wenn ich daran dachte, dass er den Spieß umgedreht hatte, die Spielfiguren aufgehoben hatte, als es mir längst nicht mehr um das Spiel ging, sondern um ihn. Und Slytherins waren angeblich die hinterlistigen Schlangen. Dabei schauten wir stets nach unseren eigenen Leuten. Etwas, das ich in meinem ersten Schuljahr vom Vertrauensschüler mitgeteilt bekommen hatten. Ravenclaws taten dies nicht. Sie würden andere wegstoßen sobald es um ihren Vorteil ging. Ich hatte mir immer viel auf mein Haus eingebildet, so wie es viele taten – ja, auch die aus anderen Häusern hatten ihren Stolz – und vielleicht hätte ich auch bei meiner Einstellung aus der Schule damals bleiben sollen. Mit der Einstellung, mich nur mit eines gleichen abzugeben. Mit Falcons oder eben Slytherins. Denn bei Roger hatte ich in der Zwischenzeit schon fast das Gefühl bekommen, dass er mehr als ein guter Freund. Mehr wie ein enger oder gar bester Freund. Was mich auf den Gedanken brachte, dass ich mit ihm in den letzten Monaten mehr Zeit verbracht hatte als mit meinem eigentlich besten Freund Peregrine. Und was hatte ich nun davon einen Außenstehenden zu nah an mich ranzulassen? Genau. Dieses komische Gefühl in der Brust, das mich regelrecht zu zermürben schien.
Wäre ich denn sonst immernoch hier? Eine durchaus berechtigte Frage. Eine Frage auf die ich im Grunde gar nicht antworten wollte, eine Frage über die ich nicht genauer nachdenken wollte. Doch hatte ich mir die Antwort selbst bereits längst gegeben... Oder? Hätte er das wirklich so lange durchziehen können? Ich war mir nicht wirklich sicher. „Wer weiß schon was deine Intentionen gewesen sind. Ich für meinen Teil kann nur rätseln." Für einen kurzen Augenblick ließ ich die Anspannung fallen und sah ihn mit einem betrübten Gesichtsausdruck an, ehe ich leicht meinen Kopf schüttelte. Nein. Jetzt war nicht die Zeit für Gejammere. Ich musste zwar rätseln was seine Intentionen betraf, doch alle möglichen Dinge waren nicht gerade angenehm. Nicht im Entferntesten. Eine Vorstellung schmerzhafter als die andere.
Ich ließ mich nicht davon beeindrucken als er in einer flüssigen Bewegung aufstand und sich genau vor mich stellte. Er mochte zwar ein ganzes Stück größer sein als ich und ich musste, aufgrund der Nähe, zu ihm aufschauen, doch schüchterte ermich nicht ein. Wenn selbst ein Hüne wie Marcus Flint es nicht schaffte mich eine Sekunde lang einzuschüchtern, dann würde es jemand wie Roger Davies ganz sicherlich nicht schaffen. Doch der Kapitän der Tornados hatte dem der Waps einen entscheiden Vorteil gegenüber: Er wusste welche beleidigungen richtig trafen, weil er mich in den letzten Monaten gut genug kennengelernt hatte. Seine Tonlage schnitt tief, doch war diese nichts zu den Worten, welche er gerade ausgesprochen hatte. In diesem Augenblick hatte ich das Gefühl, dass sämtliche Vorgänge in meinem Inneren, seien es der Wirbelsturm an Gedanken oder der gefühlte Strom durch meine Anspannung, stoppten. Für einen Moment schien als wäre dort nichts mehr, gar nichts mehr. Ich konnte nicht anders als ihn mit einem schockierten Gesichtsausdruck anzusehen. Im Grunde war ich selbst Schuld an einer Aussage wie diesen. Nicht, weil wir das Spiel gegen die Arrows verloren hatten, was uns geradewegs in die Verlierer-Klammer befördert hatte, nein. Ich war selbst daran schuld, weil ich zugelassen hatte, dass Roger mich wirklich kennengelernt hatte. Weil ich ihm, einem vermeintlichen Freund, gegenüber unachtsam geworden war. Weil ich überhaupt zu ließ, dass mir seine Meinung, seine Worte etwas bedeuteten und ich ihm dadurch so viel mehr Macht über mich gegeben hatte als ich es gewohnt war, als ich es sollte und vor allem, als er es verdiente. Es schmerzte mehr als ich mir selber eingestehen wollte, aber es musste. Peregrine hätte so etwas niemals gesagt und Tabitha auch nicht. So sehr ich mich auch manchmal mit Darius kabbelte, doch wagte ich auch bei ihm zu bezweifeln, dass er mir so etwas an den Kopf werfen würde. Das er so etwas ernsthaft glauben würde. Doch er war nicht Peregrine, er war auch nicht Tabitha und Darius auch nicht. Er war Roger Davies, Kapitän der Tutshill Tornados. Und das, das war offenbar seine Meinung. Über mich und mein Team. Es waren seine kurz darauf folgenden Worte, es hatte sich für mich wie eine Ewigkeit angefühlt, die mich aus der Starre geholt hatten. Denn diese sorgten dafür, dass noch mehr Wut mein Innerstes füllte, als ich je zuvor gespürt hatte. Ich zögerte keinen Moment länger und riss ihn mít meiner gesamten Kraft, die sich durch meine Wut verstärkt hatte, zu boden. Ich landete geradewegs auf Roger und verspürte eine so ungezügelte Wut, von der ich nicht glaubte sie noch länger eindämmen zu können. „Beleidige mich so viel du willst, aber wage es nicht noch einmal in deinem Leben etwas gegen mein Team zu sagen. Nicht gegen einen Spieler, nicht gegen eine Spielerin, egal ob erste Mannschaft oder Ersatzbank, und auch nicht gegen sonstiges Personal das zu den Falcons gehört.", schrie ich ihn schließlich an, wie er es von mir noch nie gehört hatte, während ich ihn regelrecht an seinem Kragen zu mir hochgerissen hatte, ehe ich ihn wieder von mir wegschubste, damit ich mit meiner Faust ausholen konnte.


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Roger
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Re: Das Wohnzimmer

von Roger am 08.01.2019 07:30

Offensichtlich. Er machte sich nicht einmal die Mühe, zu verbergen, dass er mich loswerden wollte. Offensichtlich war ich ihm jetzt zu nichts mehr nützlich, weshalb er mich loswurde. Ich verfluchte mich selbst und meine Naivität, dass ich auf so jemanden wie Lucian reingefallen war. Schon das erste Mal, als wir uns getroffen hatten, hatte ich mitbekommen, wie er die Leute um sich fallen ließ, nur um besser Spaß haben zu können. Ihn interessierte nichts mehr als er selbst, er nahm in Kauf, dass er andere verletzte, solange es ihm gut ging. Es war, wenn ich ehrlich mit mir selbst war, traurig, und es machte mich zwar momentan eher wütend als melancholisch, doch das nahm nichts von der Tragik der Situation weg. Es war traurig, dass ausgerechnet ich mich in diese Situation hatte locken lassen, verleitet von einer Persönlichkeit, die angeblich so kompatibel mit der meinen schien. Die Fehler in Lucians Charakter hatte ich nie als bedeutend angesehen, für mich hatten sie, wenn überhaupt, nur meinen Respekt für ihn vergrößert. Ich lernte gern neue Menschen kennen und mögen, doch um ihnen wirklich und wahrhaftig zu vertrauen, so wie ich Lucian vertraut hatte, brauchte es mehr. Ich war kein misstrauischer Mensch, doch ich lernte so viele Menschen kennen, dass es einen Filter brauchte, wen ich an mich heran ließ, mit wem ich mich oberflächlich abgab und wer weiter zog. Zwar mochte ich offen sein, und mich, wenn es um Freundschaften ging, auf mein Bauchgefühl verlassen, doch das bedeutete nicht, dass ich jedem sofort vertraute. Das lag hauptsächlich daran, dass mich die meisten Menschen einfach nicht genügend interessierten. Lucian fand ich nicht nur interessant, ich hatte auch sofort eine Verbindung mit ihm gespürt; selbst, als wir uns nicht gekannt hatten, und gerade zum ersten Mal miteinander Zeit verbracht hatten, hatte ich erahnen können, dass wir uns ähnelten. Obwohl wir eigentlich Gegner sein sollten, hatte ich ihn wiedersehen wollen, ihn näher kennenlernen wollen, es hatte sich angefühlt, als würde er mich verstehen. Ich hatte ihn von Anfang als einen angenehmen Menschen empfunden, und je näher ich ihn kennenlernte, desto mehr faszinierte er mich. Ich schätzte ihn, als Menschen, als Freund und mehr. Es war doch eine besondere Beziehung, die wir hatten, ich hatte nie zuvor ein so ungezwungenes und doch so vertrautes Verhältnis mit jemandem gehabt, mit dem ich selbst dann gerne Zeit verbrachte, wenn wir nicht miteinander schliefen. Ich hatte bisher einfach angenommen, dass es ihm ebenfalls so ging, doch offensichtlich hatte ich mir ein falsches Urteil gebildet. Wobei keine Rede von vorschnell sein konnte, es hatte Monate gedauert, bis er letztendlich offenbart hatte, was wirklich hinter all dem steckte. Wahrscheinlich hatte er selbst sich verrechnet, was ich als Freundschaft behandelt hatte, hatte er als Spiel gesehen, und nun, da es nicht mehr aufging, wollte er nicht mehr spielen. Ich war enttäuscht, und das war gerade wohl der größte Brennstoff für meine Wut, enttäuscht davon, dass Lucian nicht der gewesen war, für den ich ihn gehalten hatte, doch vor allem enttäuscht von mir selbst, dass ich mich so hatte hereinlegen lassen. Wenn ich die Anzeichen jetzt sah, dann hatte es vorher auch etwas geben müssen, oder? Signale, die ich geflissentlich übersehen hatte, weil... ja, warum? Weil ich ihn mochte und nicht gleich das schlimmste annehmen wollte? Dies war ganz sicher das schlimmste Ende, das es hätte nehmen können, wie hätte ich das voraussehen können?
Ich sollte eigentlich den Drang verspüren sofort zu gehen, so ungewollt, wie ich mich urplötzlich in diesem Haus fühlte, hätte ich sofort aus der Haustür herausstürmen wollen sollen, doch ich tat es nicht. Im Gegenteil, jetzt, wo Lucian vor mir saß, fühlte es sich fast so an, als wäre er noch greifbar. Ich wollte nicht loslassen, ich wollte das, was zwischen uns gewesen war, nicht einfach aufgeben. Ich wollte bleiben, denn anscheinend hoffte irgendein verrückter Teil in mir, dass er seine Worte zurück nahm, dass er meine neue Gewissheit, dass ich unsere Beziehung komplett falsch aufgefasst hatte, wieder aufbrechen konnte, mir versichern konnte, dass dies doch nicht die Person war, die er wirklich war. Doch Lucian tat nichts dergleichen. Stattdessen stieß er mich weiter von sich fort. Meine Intentionen  womit? Ich hatte meine Intentionen vor ihm nie verborgen, und ich hatte angenommen, dass er meiner Meinung gewesen war. Mein ursprünglicher Beweggrund war wohl gewesen, dass Lucian so attraktiv war; die Winkel und Kanten seines Körpers, die perfekte Symmetrie seines Gesichts, das klare Blau seiner Augen, das mich jetzt so eisig anblitzte. Und mit der Zeit war es eben zu mehr geworden. Ich mochte Lucian, es hatte so geschienen, als wären er und ich auf einer Wellenlänge. Ich hatte gerne Zeit mit ihm verbracht, an manchen Tagen hatte ich es lieber getan als alles andere. Es war mir nie um Gefühle gegangen, ich empfand für Lucian nicht mehr als Freundschaft und eine enge Verbundenheit, mir lag eben etwas an ihm. Nur, weil ich nicht mehr mehr für ihn fühlte – und davon war ich überzeugt – machte mich das doch nicht gleich heterosexuell? Ich war auch jetzt noch an ihm interessiert, obwohl es sich anfühlte, als würde diese plötzliche Auseinandersetzung alles, was zwischen uns war, irreparabel beschädigen. Ich hatte diese Unverbindlichkeit ohne die Ungewissheit und Wechselhaftigkeit, die der Sex mit Fremden öfter mal an sich hatte, geschätzt, die Frage nach meiner Sexualität hatte ich mir bereits nach dem ersten Mal, das etwas zwischen uns passiert war, nicht mehr gestellt. Ich war neugierig gewesen, doch auch nachdem meine Neugierde nachgelassen hatte, war meine Anziehung, die ich verspürte, nicht abgeklungen. Ich wusste, dass sie real war, und ich dachte, dass auch Lucian darauf zählte. Wenn ich wirklich nicht an Männern, oder zumindest einem einzigen Mann, interessiert war, weshalb würde ich mich dann immernoch so oft und regelmäßig mit ihm treffen? Lucians Gesichtausdruck verwirrte mich nur noch weiter. Ich konnte mir keinen Reim auf seine Worte machen, und ich konnte sie zusammen mit seinen Zügen, die fast... traurig erschienen?, nicht interpretieren, insbesondere dann nicht wenn ich sie im Kontext der anderen Dinge, die er gesagt hatte, betrachtete. Dachte er wirklich von mir, dass ich ihm alles vorgespielt hatte, oder woher kam diese Unterstellung? Was erwartete er von mir, dass ich es ihm irgendwie bewies? Ich hatte bis auf Lucian noch nie irgendetwas mit einem Mann gemacht, ich hatte mir andere Männer nicht einmal näher angesehen, doch damit konnte ich ja anfangen. Ich war mir sicher, dass es außer ihm noch den einen oder anderen Kandidaten gab, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Wie dies plötzlich zu einem Streitpunkt geworden war, konnte ich nicht erklären. Lucians Gedankengänge erschienen mir nicht selten sinnfrei, doch nun konnte ich mir ja zusammenreimen, was das bedeutete. Dennoch konnte ich darauf nichts antworten. Ich wollte etwas sagen, doch mein Kopf war wie leergefegt. Also sah ich ihn weiter an, das Gesicht zu einem fragenden Ausdruck verzogen, während meine Entgeisterung noch immer aus meinem Blick floss.
Für meine Körpergröße und den Unterschied zu seiner konnte ich nichts; ich war aufgestanden, um mich wieder einigermaßen mit ihm auf Augenhöhe zu begeben, nicht, um ihn zu verunsichern – wenn er das nicht bereits längst war – doch ich musste mir auch nicht bieten lassen, von oben herab angesehen zu werden. War dies die Weise, auf die er mich sah? Erachtete er es als nötig, mich einzuschüchtern? Ja, ich war ihm näher gekommen, auch um auf seine bedrohliche Geste zu antworten, indem ich ihm zeigte, dass er mit seiner bloßen Größe bei mir nichts ausrichten konnte, doch ich hatte nicht vor, irgendwie körperlich meine Dominanz zu etablieren. Das war nicht mein Stil, viel lieber griff ich zu Worten als meine Waffe – und gleich sah ich auch auf Lucians Gesicht, was meine Worte angerichtet hatten. Ich wusste, sobald ich seine schockierte Reaktion sah, dass ich eine Linie überschritten hatte, und der bittere Nachgeschmack in meinem Mund bewies mir, dass ich jedes Wort bereute. Ich hatte nicht nachgedacht, es war als hätte ein böser Geist, der in mir schlummerte, meine eigenen Worte in meinem Wort umgedreht, um so schmerzhaft zu sein, wie es nur möglich war. Ich kannte diesen Geist, und es handelte sich dabei um niemand anderen als mich selbst. Dies war nicht das erste Mal, dass ich dieser schlechten Angwohnheit von mir begegnete. Selbst, wenn ich es nicht so meinte, fand mein Verstand doch die schwächste Stelle in seiner Rüstung, und in Momenten wie diesen, wenn ich nichts anderes wollte, als ihm den selben Schmerz wiederzugeben, den er mir auch zufügte, stieß ich zu, mit allem, was ich hatte. Es war weder fair noch wahr, das wusste ich. Meine Aussage war eine unreife Antwort auf seine Anschuldigungen gewesen, sein Geständnis hatte etwas in mir augelöst, einen urweltlichen Instinkt, der mich von innen nach außen verbrannte und alles in seinem Weg zerstörte. Ich hatte ihn blind angegriffen, so heftig und grausam, dass es nicht mehr als Verteidigung gelten konnte. Ich blickte in seine Augen, und ich wusste, dass ich Lucian verletzt hatte, dass es nicht fair war. Ich hatte genau das erreicht, was ich hatte erreichen wollen, ich hatte ihn dorthin getroffen, wohin ich gezielt hatte, und dann hatte ich bemerkt, dass ich genau das nicht wollte. Sein Team war sein Schwachpunkt, genau wie mein Team mein eigener war, und ich hatte ihn ausgenutzt. Jedem, der mir meine eigenen Worte an den Kopf geworfen hätte, hätte ich wohl sofort die Freundschaft gekündigt. Augenblicklich fühlte ich mich schmutzig. Obwohl dies ein Streit war, und mich aus einem gewissen Grund sein Bekenntnis mehr anging, als ich verstand, wollte der größte Teil von mir Lucian nicht weh tun. Auch, wenn es genau das war, was er mir antun wollte. Ich hatte impulsiv gesprochen, ohne nachzudenken, meine Wut und den Hass, den ich gerade verspürte, die Kontrolle übernehmen lassen. All diese Gefühle nahmen jedoch ein schlagartiges Ende.
Denn plötzlich lag ich auf dem Boden, und es fühlte sich an, als würde mein Herz stehen bleiben. Für einen Moment war ich benommen von dem Aufprall, doch dann sah ich Lucians Figur klar über mir stehen, drohend, feindselig. Seine Gesichtzüge zeichneten sich in Schatten ab, sie waren zu einer wütenden Grimasse verzogen, die ich so noch nie an ihm gesehen hatte. Und plötzlich bekam ich es mit der Angst zu tun. Es hatte nie so weit kommen sollen. Er hatte mich provoziert, wir hatten einander provoziert, aber er wusste doch, wie ich mit Worten war. Dass ich manchmal schneller sprach, als ich nachdachte, und dass ich mich, insbesondere, wenn ich wütend war, dazu hinreißen ließ, Dinge zu sagen, ohne, dass ich sie meinte. Die Situation war viel zu schnell eskaliert, und dafür waren wir beide verantwortlich, doch ich hatte niemals, niemals damit gerechnet, dass Lucian Gewalt gegen mich anwenden würde. Vielleicht waren es unsere unterschiedlichen Hintergründe, doch ich hatte Skrupel, in einem Streit je körperlich zu werden. Auch, wenn mir bewusst gewesen war, dass Lucian nicht nur als Treiber dazu neigte, seine brutalen Tendenzen zu zeigen, hatte ich niemals erwartet, dass er diese je an mir auslassen würde. Ich hatte das Bild gehabt, dass ich ihm mehr bedeutete, als das, doch wenn das jemals der Fall gewesen war, war das jetzt vorbei. Mit jedem Wort, das er mir entgegen spie, spürte ich, wie das bodenlose Loch in meiner Mitte ein Stück weiter auf riss, schmerzhaft zu meinen Brustkorb hinauf wanderte und auch diesen einnahm. Ich konnte nicht sprechen, ich konnte ihm nicht antworten, nicht nur, weil ich keine Antwort hatte oder weil meine Kehle sich so zugeschnürt anfühlte, dass ich beinahe keine Luft bekam. Nein, ich war wie gelähmt. Ich ließ ihn mit mir machen, was er wollte, wehren konnte ich mich nicht. Ich konnte ihn nur anstarren, meine Überraschung und mein Entsetzen, die sich in mir überschlugen, schafften es jedoch nur teilweise auf mein Gesicht. Nein, mein Ausdruck wurde dominiert von dem überwältigenden Schmerz, der mich ausfüllte, und der sich mit jeder Sekunde stärker anfühlte. Es war kein physisch verursachter Schmerz, auch wenn es sich anfühlte, als hätte ein Monster seine Klauen in meinen Eingeweiden vergraben und würde meine Brust von innen zerfetzen. Dass mich Lucian auf den Boden geworfen hatte, spürte ich nur dumpf in meinem Rücken und Hinterkopf, doch es waren der Akt allein, und der Hass, der seine Stimme erfüllte, der mich fühlen ließ, als hätte ich mit einem Schlag alles verloren. Ich erwachte gerade rechtzeitig aus meiner Starre, als ich Lucian mit seiner Faust ausholen sah, und instintiv drehte ich mein Gesicht weg, hob ich meine Arme an, um sie vor meinem Gesicht zu verkreuzen, und wartete auf den Schlag.


GEBURTSDATUM

01.06.1978

TRIKOTNUMMER
21

TREFFERQUOTE
78.8%

HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT
263km/h

GESPIELTE LIGASPIELE
22

GEWONNENE LIGASPIELE
16

Früher Jäger und Kapitän der Hausmannschaft von Ravenclaw, heute Jäger und seit 2000 auch Kapitän der Tutshill Tornados. Roger Davies' größte Stärken als Spieler liegen in seinem flinken, zielgenauen Passspiel und der intensiven, sowie vertrauten Zusammenarbeit im Jäger-Trio. Auch seine Strategie als Mannschaftskapitän beruht auf dem eingespielten Miteinander seines Teams und der Schnelligkeit, in der die hart antrainierten Manöver durchgeführt werden. Diese hohen Passgeschwindigkeiten bergen zwar ein großes Risiko, halten den Gegner aber auch dauerhaft in Atem, was die ausdauerstarken Tornados zu einem gefährlichen Konkurrenten im Kampf um den Quidditchpokal macht. Davies' bislang größte Leistung bestand darin, die Tornados bereits in seiner ersten Saison als Kapitän zum Sieg in der britisch-irischen Quidditch-Liga zu führen.

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Lucian

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Re: Das Wohnzimmer

von Lucian am 12.01.2019 20:01

Ich hatte mit meiner rechten Faust ausgeholt, während ich noch immer mit links seinen Kragen festhielt. Wo ich sein Gesicht genau treffen würde, konnte ich nicht sagen. Ich zielte nicht exakt und obendrein kam es sowieso drauf an ob die am Boden liegende Person abblockte oder sich bewegte. Ein Veilchen würde Roger sicherlich stehen, eine gebrochene Nase eher weniger. Vielleicht auch nur eine aufgeplatzte Lippe und ein blauer Fleck? Vielleicht würde ich ihm ja mit einem Schlag, sollte es bei einem bleiben, den Kiefer ausrenken. So sehr ich das Bild vor meinem inneren Auge erst genossen hatte, so schnell wurde mir auch übel dabei. Ich wollte Roger weh tun. Ich wollte, dass er Schmerzen hatte, so wie ich sie gerade spürte. Zwar auf eine andere Art und Weise, nämlich auf meine, aber das spielte keine Rolle. Ich wollte ihm eine physische Retourkutsche verpassen, denn die Psyche einer Person war nicht unbedingt meine Stärke. Das konnte er besser. Das hier, das konnte ich zweifelsohne besser. Nicht nur, weil ich als Treiber die wohl körperlichste Position von Quidditch einnahm, sondern auch, weil ich mehr Temperament besaß als Roger – und zeitgleich auch weniger Kontrolle über diese, selbst wenn ich mir gerne einredete, dass ich mich stets vollstens im Griff hatte. Ich wollte zu schlagen. Doch ich konnte nicht. Ich spürte wie sich meine Hand, die sich an seinem Kragen befand, immer mehr verkrampfte und die Hand, die ich noch immer zurückgezogen hatte um den Schlag auszuführen, begann zu zittern. Fast hatte ich das Gefühl, dass jemand hinter mir stand und mich festhielt, mich davon abhielt ihn zu schlagen. Doch da war niemand. Ich war selber die Person, die mich davon abhielt. Oder vermutlich war es mehr Roger, der mich davon abhielt. Nicht, weil er sich so sehr wehrte, weil er mich festhielt oder mich von sich runterstieß wie dies bei einer Rangelei nicht unüblich war. Es war der Ausdruck in seinen Augen. Dieser leichte Hauch von Entsetzen, den ich ausmachen konnte, doch hauptsächlich der Ausdruck von Schmerz. Und das, bevor ich überhaupt zu geschlagen hatte. Es war nur ein flüchtiger Blick gewesen, bevor er sein Gesicht wegdrehte und seine Arme vor diesem verkreuzte um den Schlag abzufedern. Diese wenigen Sekunden, die bisher verstrichen waren, fühlten sich an wie Minuten. Zahlreiche Minuten, denen ich seinem Blick ausgesetzt war, der mein Herz nicht nur in die Hose rutschen ließ, sondern förmlich daran nagte – oder viel mehr daran riss. In viele kleine Einzelteile um dieses dann wie Konfetti auf einer Party durch den Raum zu werfen. Doch fühlte sich seit beginn unserer Auseinandersetzung nichts an wie eine Party. Es fühlte sich an wie eine Beerdigung. Doch der Tote war nicht Roger, weil ich ihn zu sehr vermöbelt hatte, der Tote war auch nicht ich, obwohl ich das Gefühl hatte als würde ein Stück in mir gerade elendig verenden, der Tote war keine Person, der Tote war unsere Freundschaft. Die mit einem Schlag, wenn auch nicht wortwörtlich, zu Grabe getragen wurde. Oder würde dies erst passieren, wenn ich tatsächlich zu schlug? Ich schluckte schwer. Ich war schon auf einer Beerdigung gewesen. Es gab kein Regen oder weinende Gäste, die bekundeten wie sehr sie den Verstorbenen geliebt haben. Es gab keine lustigen Anekdoten, mit denen man die Angehörigen versuchte aufzumuntern. Es gab keine Worte. Nur ein Sarg, der in den Boden gelassen wurde, bevor Erde ihn verschütteten und einen Stein, auf dem Name, Geburts- und (ein falsches) Todesdatum stand. Keine Kerzen. Keine Blumen. Kein einziges Wort, obwohl es noch so viele unbeantwortete Fragen gab. Noch so viele ungesagte Dinge. War es wirklich vorbei..?
Ich ließ meine geballte Faust langsam wieder sinken. So unglaublich wütend ich noch immer auf Roger war, so unglaublich verletzt ich mich gerade fühlte, als hätte er den Cruciatus angewandt, der immerhin auch keine physischen Spuren hinterließ, wollte ich nicht, dass es vorbei war. Auch wenn es vermutlich das Beste war. Roger hatte mir eröffnet was er von mir hielt, was er von mir dachte und es war nichts Gutes gewesen. Ich wusste, dass es einige Gründe gab mich zu verurteilen, insbesondere Dinge, die ich seit Jahren geheim hielt wären perfekt um mich zu verurteilen, und da würde ich auch niemandem einen Vorwurf machen können. Ein Grund, wieso ich es überhaupt geheim hielt. Es gab Dinge, für die ich mich mittlerweile selbst verurteilte. Doch war dies eine andere Geschichte. Zu wissen, dass ausgerechnet Roger eine so unbedeutende Nebensächlichkeit zum Anlass nahm mich derart anzugreifen tat weh. Es schmerzte mehr als es mich wütend machte und Merlin, es hatte mich so unendlich wütend gemacht. Oder war es keine richtige Wut? Sondern lediglich ein Verteidigungsmechanismus als Antwort auf seinen verbalen Angriff? Ehrlich gesagt konnte ich meine Emotionen gerade nicht ordnen. Nicht, dass ich sonst so gut darin war. Vermutlich wäre es auch treffender zu sagen, dass ich sie nicht unterdrücken konnte, wie ich es sonst fast automatisch mit Empfindungen machte, die mir nicht gefielen. Dementsprechend saß ich noch immer regungslos auf Rogers Bauch, die Hand noch immer in sein Oberteil verkeilt, während ich meine geballt Faust allerdings mittlerweile auf seiner Brust abgelegt hatte. Ich spürte wie meine Sicht, ich hatte ihn noch immer im Visier, obwohl seine Arme noch vor seinem Gesicht waren, langsam etwas verschwamm. Ich hasste diesen Moment. Den Moment, in dem meine Wut zu Frust umschlug, wenn ich sie nicht auslassen konnte. Ich wusste, dass es mir geholfen hätte ihn zu schlagen. Im besten Fall immer und immer wieder bis ich mich besser fühlte. Doch würde ich mich danach wahrscheinlich noch schlechter fühlen als jetzt und vielleicht wollte ich ihn irgendwo auch gar nicht schlagen. So sehr er es verdient hätte für das was er all die Monate scheinbar mit mir abgezogen hatte. Oder viel mehr für seine Worte. Denn das vorherige könnte ich zumindest ignorieren, wenn es bedeutete, dass er nicht ging. Auch wenn ich wollte, dass er ging. Gleichzeitig sollte er aber auch nicht gehen. Ehrlich gesagt wusste ich gerade überhaupt nicht was ich wollte, weil viel zu viele Empfindungen und Gedanken miteinander vermischt waren. Ich schloss meine Augen und hob leicht meinen Kopf wieder an, während ich mich zwanghaft auf meine Atmung konzentrierte. Ich spürte wie ich mich erst verkrampfen musste, bevor es zumindest ein wenig entspannter wurde, auch wenn mein Herz noch immer wie wild pochte. Als wäre es noch immer auf der Hut vor dem was noch passieren könnte. Schließlich löste ich die Haltung meiner Hände auf, die für einen Moment flach auf Rogers Brust lagen. Für diesen kurzen Moment, in der sich ein Teil meiner Anspannung löste, kam es mir vor als wäre alles in Ordnung. Als hätte ich ihn nur spielerisch unter mich gebracht. Und gleich würde er seine Hände auf meine nackte Haut unter meinem Shirt legen. Es würde mir das übliche elektrisierende Gefühl geben. Und sobald ich meine Augen öffnete würde er mich angrinsen. Ich würde mich nach vorne lehnen und seinen perfekten Mund küssen, während ich mit einer Hand durch sein weiches Haar strich oder es ergriff. Doch es passierte nichts von all dem. Schon gar nicht nachdem ich meine Augen wieder geöffnet hatte. So lange es sich auch angefühlt hatte, würde eine jede Uhr in diesem Haus zeigen, dass es sich alles um einen furchtbar kurzen Augenblick gehandelt hatte. Insbesondere der kurze Augenblick, in der ich fantasiert hatte wie es hätte sein sollen und wie es schlussendlich doch nicht war.
In Wahrheit schenkte ich ihm auch nicht das geringste Lächeln, wie in meinen Gedanken, sondern lediglich einen neutral gewordenen Gesichtsausdruck. Ich seufzte schwer innerlich. Mein kleiner Tagtraum hatte sich, da die Realität wieder voll eingeschlagen war, wie ein zweiter Verlust angefühlt. Allerdings hatte dieser im Vergleich zu vorher ein bisschen Hoffnung zurückgelassen. Dass es vielleicht eine Möglichkeit auf ein Zurück gab. Irgendwie, irgendwann. Wenn auch nicht jetzt gerade. Selbst wenn ich auf ewig den pochenden Hintergedanken hatte, dass ihm nicht viel oder vielleicht sogar gar nichts an mir lag. Wenn es nur um den Sex ging, nicht um Freundschaft oder den Grad an Vertrautheit, die ich glaubte bei ihm gehabt zu haben. Selbst wenn wir nicht miteinander sprechen würden, sondern es nur um unsere körperlichen Aktivitäten ging. Die Anwesenheit von physischer Nähe, während die psychische fehlte, wäre noch immer besser als nichts. Das würde ich in kauf nehmen, wenn es mir zumindest die Möglichkeit bringen würde, dass ich mir selbst irgendetwas einreden und einbilden konnte was in Wahrheit gar nicht da war. Was nie da gewesen war. Doch lag diese Entscheidung nicht nur bei mir, es gehörten zwei dazu, wie bei diesem Streit. Vielleicht würde er der Meinung sein, dass sich mit mir abzugeben immer noch einen kleinen Vorteil für ihn herausschlug, wenn er noch einmal darüber nachdachte. Doch fürs Erste musste er gehen. „Du solltest jetzt gehen." Meine Stimme war nicht laut oder hart wie vorhin, als ich ihn angeschrien hatte. Sie war nicht provokant oder überfreundlich. Sie hatte ihren üblichen Klang angenommen. Den, den sie hatte, wenn ich mit Roger über Merlin und die Welt sprach. Wenn wir uns normal unterhielten, die Zeit genossen und es eben alles schrecklich normal war. So, als wäre nicht gerade etwas furchtbares passiert. Als hätte er mich nicht zu tiefst beleidigt und verletzt. Als hätte ich ihn nicht zu Boden geworfen und fast geschlagen. Ich erhob mich schließlich kurz nachdem ich meine Worte gesprochen hatte von ihm. Auch wenn das Bedürfnis da war sitzen zu bleiben und ihn am Gehen zu hindern. Es war nötig, dass er jetzt ging. Damit für ihn und auch für mich die Option bleiben konnte, dass es ein zurück gab.
Für einen Sekundenbruchteil hatte ich überlegt ihm die Hand zu reichen um ihm aufzuhelfen, doch war dies absurd. Das hatte er nicht verdient. Dafür hatte ich gerade schon genug nachgegeben. Mehr, als mein Stolz es normalerweise zu ließ. Mehr als ich es überhaupt sonst irgendwie zu ließ. Ich hasste es nachzugeben. Ich hasste es mir diese Blöße zu geben, diese Art der Schwäche. Selbst bei Roger. Oder vielleicht gerade bei Roger. Verdammt. Er zog so eine Scheiße mit mir ab und trotzdem benahm ich mich, als wäre ich auf ihn angewiesen. Als hätte ich es nötig. Als wäre ich derart verzweifelt. Merlin, er hatte mich wohl noch intensiver manipuliert als ich anfänglich angenommen hatte. Doch war dies etwas, mit dem ich mich jetzt nicht auseinandersetzen würde. Nicht jetzt, nicht hier und schon gar nicht in seiner Anwesenheit. Stattdessen entfernte ich mich einige Schritte von ihm, wandte mich ab und atmete tief ein, damit ich für den kurzen Augenblick, in dem er noch da war, nicht doch etwas dummes tun würde. Mich entschuldigen zum Beispiel.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.01.2019 20:22.

Roger
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Re: Das Wohnzimmer

von Roger am 18.01.2019 05:01

Der Schock fühlte sich an, als hätte sich eine Schicht aus Eis um mich herum gelegt, dick und fest genug, dass ich sie nicht von innen zerbrechen konnte, doch gerade dünn genug, dass ich mitbekommen konnte, wie die Außenwelt in mein Bewusstsein schien. Das Eis brach das Licht und verzerrte das Bild, das ich sah, so, dass ich zwar sagen konnte, dass es verzerrt war, und doch keine Ahnung hatte, wie es wirklich auszusehen hatte. Ich war erstarrt, und wenn ich es nicht wäre, würde ich beben und zittern als wollte ich aus meinem eigenen Körper springen. Mein Gesicht fühlte sich taub an, vor der Kälte des Schocks, doch obwohl ich es als ein klares Anzeichen erkennen konnte, wusste ich nicht, wovon. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was vor ging, in mir und außerhalb von mir. Blut rauschte in meinen Ohren, nur dass das Rauschen ein Dröhnen war, und mein Herz trommelt von innen gegen meinen Brustkorb, als würde es hindurch bersten wollen, als hätte es Fäuste und würde versuchen, mich zu bewusstlos schlagen. Schnell, bevor Lucian es tat. Ich war wehrlos, nicht, weil ich unter ihm lag und nicht wusste, wie ich mich verteidigen sollte. Ich hatte nicht allzu viel Erfahrung im physischen Gefecht, wenn es keine andere Lösung gab als Gewalt, zog ich in der Regel meinen Zauberstab vor. Doch ich war in meinen jüngeren Jahren bereits in der einen oder anderen Prügelei dabei gewesen, wie ernst diese gewesen war, spielte hier keine Rolle, und gerade als Quidditchspieler ergab sich immer mal wieder eine Rangelei, auch wenn diese so gut wie nie den Boden erreichte. Wenn dies eine Situation wäre, in der Lucian wahrhaftig mein Gegner war, wenn wir beide die gleichen Gefühle hatten, die unseren Kampf antrieben, dann hätte ich mich zu verteidigen gewusst. Seinen Vorteil des Überraschungsmoments hätte ich überwinden und ihn von mir stoßen können. Ich hätte dies zu einem wahrhaftigen Faustkampf ausarten lassen können, doch ich wollte es nicht. Lucian mochte mich in diesem Moment als seinen Feind sehen, doch ich sah ihn nicht als solchen an. Vielleicht war es ja jetzt das, was wir waren, ich konnte es nicht ausschließen bei dem Gift, das wir einander entgegen geworfen hatten, doch ich konnte nicht sicher sagen, was wir jetzt waren; ich sah nur das, was wir verloren hatten. Lucian und ich waren so eng wie Freunde gewesen, und körperlich sogar noch enger. Aus dem Nichts war eine Auseinandersetzung zu einem Krieg geworden, keiner sah mehr die Seite des anderen hinter den Geschützen, die beide aufgefahren hatten. Wenn ich in der Vergangenheit einen Streit geführt hatte, der alles auseinander gebrochen hatte, hatte ich das, erstens, von vorne herein gewusst, und zweitens war ich jedes Mal damit einverstanden gewesen, denn die meiste Zeit war es meine eigene Entscheidung gewesen. Doch hier und jetzt kam ich von einer Sekunde auf die nächste nicht mehr mit. Plötzlich waren wir Feinde, ich hatte Lucian tödlich beleidigt und er würde zusehen, dass ich in Blut bezahlte, und all dies war passiert, ohne dass ich es beeinflussen oder sagen konnte, weshalb. Ich fühlte mich von dem Verlauf der Geschehnisse erschlagen, ein Überraschungsangriff und eine Schockstarre, die es mir verbot, zu reagieren. Ich konnte nichts tun, um es rückgängig zu machen, und ich hasste mich selbst dafür, dass ich es so weit hatte kommen lassen, und dass es mich so schwer verletzte. Doch es war zu spät, ich konnte Lucian nicht einmal mehr ansehen.
Stattdessen konnte ich sein Gewicht auf mir spüren, mein Gesicht noch immer hinter meinen verkreuzten Armen verborgen. Ich konnte allerdings nicht sagen, ob es nur das war, was mich an den Boden fesselte. Es fühlte sich an, als würde dieser mich verschlucken wollen, und ehrlich gesagt, ich hoffte es. Alles war schwer, mein Körper war Stein, meine Gedanken Blei. Mein Fluchtinstinkt ließ noch immer auf sich warten, aus einer Schocksekunde war eine Schockminute geworden, oder länger. Ein Schockjahrtausend. Ich merkte, wie meine Arme erbebten, doch ich konnte nicht sagen ob vor Erwartung, Angst oder Anstrengung. Ich wusste nicht, ob ich hoffte, dass er endlich zu schlug oder nicht, ich wollte nur, dass das hier vorbei war, auf irgendeine Weise. Ich konnte weder sein Gesicht sehen, noch seinen Arm, und wie er seine Faust herunter nahm. Mir fiel ein, dass er mich schon längst hätte geschlagen haben können, und ich hätte es nicht gemerkt, denn ich spürte nichts. Und gleichzeitig spürte ich alles, aber dafür in mir drin. Alles war kaputt, alles war verloren, alles tat weh.
Plötzlich spürte ich, wie Lucian seine zweite Hand auf meiner Brust ablegte, und für einen Bruchteil einer Sekunde schlug mein Herz höher; dies war es, dies war der Schlag. Dann merkte ich, dass es dies nicht war. Seine Hand war jedoch noch immer zu einer Faust geballt – eine ablehnende Geste, voll Wut, seine Finger waren so verschlossen, wie sein Herz es nun vor mir war. Sie signalisierte: kein Nachgeben. Bevor ich wieder in den kreisenden Rhythmus meiner Gedanken verfallen konnte, löste er die Faust jedoch auf und legte seine Hand flach auf meine Brust, und mein Herz schlug aus einem ganz anderen Grund schneller. Er jagte ein erschreckend vertrautes Gefühl durch meinen gesamten Körper. In diesem Moment hätte ich mir fast einreden können, seine Berührung wäre eine liebevolle Geste, dass er, wenn ich meine Arme weg nahm, lächeln würde, seine Hände über meinen Oberkörper streichen lassen würde, und dann würde ich ihn zu mir herunter ziehen und seine gottgegebenen Lippen küssen, und dann würde ich mich wieder vollkommen fühlen. Die Realisierung, dass dies nicht passieren würde, nicht jetzt und, so wie es sich anfühlte, wahrscheinlich nie wieder, schnürte mir die Kehle ab und ließ meine Augen brennen. Wir hatten gesagt, was wir gesagt hatten, und nichts von dem, was uns an diesen Punkt geführt hatte, war liebevoll gewesen. Ich fühlte mich töricht, doch ich wollte in diesem Augenblick nichts mehr, als die Zeit zurückdrehen zu können. Zurück zu einer Zeit, wo ich noch immer die Chance hatte, von Lucian liebevoll berührt werden zu können. Zurück zu einer Zeit, bevor wir das Thema angeschnitten hatten. Bevor es in einem Streit eskaliert war. Bevor ich die Dinge gesagt hatte, die ich gesagt hatte, und bevor Lucian mich dafür auf den Boden geworfen hatte. Doch das konnte ich nicht, so sehr ich es mir wünschte, ich lag noch immer auf dem Boden, und Lucian saß noch immer auf mir. Ich wollte meine Arme nicht wieder herunter nehmen, die Wahrheit war, ich traute mich nicht. Ich wollte ihm nicht wieder ins Gesicht sehen müssen, ich hatte Angst vor dem Hass, der in seinen Augen gelodert hatte, das letzte Mal, als ich es getan hatte. Trotzdem nahm ich meine Arme herunter, nachdem ein paar Sekunden lang nichts geschehen war. Ich hätte es nicht tun sollen.
Die Gleichgültigkeit in seinem Gesicht war wie ein Schlag, ebenso unerwartet wie sein erster Angriff, und dieses Mal war ich ungeschützt, ihm komplett ausgeliefert. Er blickte mich an, als hätte er vergessen, was gerade geschehen war, und alles, was davor geschehen war, und alles, was jemals zwischen uns geschehen war. Als hätte er mich vergessen, und als wäre es ihm egal. Dieser Ausdruck, er war noch schlimmer als der hasserfüllte Blick von zuvor, als hätte er mich töten wollen. Nein, dieser Ausdruck auf diesem Menschen, auf Lucian, der so intensiv fühlte, dass ich mich manchmal fragte, wie er seine starken Meinungen vor sich selbst rechtfertigen konnte, es war mehr, als ich ertragen konnte. Für Lucian schien immer alles entweder schwarz oder weiß, doch die Weise, auf die er mich ansah, machte es unmissverständlich, dass ich für ihn eine Grauzone war. Irrelevant, nicht wichtig genug, dass er auch nur eine einzige Emotion an mich verschwendete. Wie sollte ich es ertragen, und weshalb war es so unerträglich? Ein Gedanke huschte mir durch den Kopf, den ich sofort wieder verwarf. Sollte ich mich entschuldigen? Es schien eh schon so, als wäre nichts zu retten, wenn es je etwas gegeben hatte, das es wert war, zu retten. Nicht für Lucian, wie es schien.
Er stand von mir auf. Ich wollte am liebsten am Boden liegen bleiben, aber das war unmöglich. Ich konnte nicht einfach auf seinem Wohnzimmerboden bleiben, auch, wenn es sich gerade so anfühlte, als hätte er mich erstochen und würde mich zum ausbluten liegen lassen. Und vermutlich war dies nicht sein erster Mord, so kalt, wie es ihn ließ. Es kostete mich alle Kraft dieser Welt, doch ich schaffte es, mich aufzurappeln. Sofort fühlte es sich an, als würden meine Beine gleich unter mir nachgeben. Schwindel stieg in mir hoch; mein Bauch fühlte sich an, als hätte mich Lucian wirklich geschlagen, oder besser gesagt ein riesiges Stück davon herausgerissen. Eine Sekunde lang wurde mir übel, dann riss ich mich zusammen. Sobald ich mich gesammelt hatte, warf ich Lucian einen letzten Blick zu – ob Verwirrung, Entsetzen, Enttäuschung, Angst oder einfach der Schmerz von alledem darin überwog, konnte ich nicht sagen. Dann steuerte ich den Ausgang an. Ich sprach nicht, was hätte ich auch sagen sollen? Ich konnte das hier nicht mehr reparieren, und meine Worte hatten bereits genug angerichtet. Je näher ich dem Ausgang kam, desto schneller trugen mich meine Beine. Ich hastete die Treppen der Eingangshalle hinunter, fast flog ich, sodass ich mir ganz sicher war, ob ich rannte oder nicht gerade fiel. Innerlich fühlte es sich zumindest so an, als würde ich fallen, doch das erschien mir eher wie ein chronisches Gefühl. Ich rannte und ließ die Türe von Lucian Boles Stadthaus hinter mir zu fallen, und sobald ich draußen war, konnte ich nicht mehr rennen. Wie eine Marionette, der die Schnüre durchgeschnitten worden waren, kollabierte ich gegen die Außenwand des Hauses. Ich war außer Atem, als würde ich gerade zum ersten mal seit Stunden Luft kriegen. Ich musste meine ganze Konzentration darauf verwenden, meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen, ich wollte so schnell wie es nur möglich war von hier fort. Doch dafür würde ich apparieren müssen, und dafür brauchte ich Konzentration. Der Mahlstrom in meiner Mitte machte es wohl zum unpassendsten Moment, sich Konzentration zu wünschen, doch egal wie unrealistisch, eine andere Option hatte ich gerade nicht. Ich war noch nie zersplintert, ob der Schmerz wohl an das heran kam, was ich gerade verspürte? So sehr ich es versuchte, es ließ sich nicht verdrängen, und so stolperte ich die Straße herunter, bis ich schlussendlich den Heimweg wagte und mit einem leisen Plop verschwand.


GEBURTSDATUM

01.06.1978

TRIKOTNUMMER
21

TREFFERQUOTE
78.8%

HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT
263km/h

GESPIELTE LIGASPIELE
22

GEWONNENE LIGASPIELE
16

Früher Jäger und Kapitän der Hausmannschaft von Ravenclaw, heute Jäger und seit 2000 auch Kapitän der Tutshill Tornados. Roger Davies' größte Stärken als Spieler liegen in seinem flinken, zielgenauen Passspiel und der intensiven, sowie vertrauten Zusammenarbeit im Jäger-Trio. Auch seine Strategie als Mannschaftskapitän beruht auf dem eingespielten Miteinander seines Teams und der Schnelligkeit, in der die hart antrainierten Manöver durchgeführt werden. Diese hohen Passgeschwindigkeiten bergen zwar ein großes Risiko, halten den Gegner aber auch dauerhaft in Atem, was die ausdauerstarken Tornados zu einem gefährlichen Konkurrenten im Kampf um den Quidditchpokal macht. Davies' bislang größte Leistung bestand darin, die Tornados bereits in seiner ersten Saison als Kapitän zum Sieg in der britisch-irischen Quidditch-Liga zu führen.

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Lucian

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Re: Das Wohnzimmer

von Lucian am 20.01.2019 04:58

Ich wusste nicht so ganz was ich davon halten sollte, dass Roger nichts sagte. Nicht ein einziges Wort an mich richtete. War etwa eindeutig alles gesagt worden? Gut, seine Worte hatten nicht den geringsten Zweifel daran gelassen, dass er zumindest nichts Gutes mehr von sich geben konnte oder mir gegenüber äußern wollte. Aber er sagte Nichts. Gar nichts. Oder war dies ein unmissverständliches Zeichen dafür, was er von mir hielt? Nichts. Den kurzen Blick, den er mir jedoch zugeworfen hatte, konnte ich nicht ganz deuten. War es Entsetzen? Vielleicht. Vermutlich. Roger war niemand, der sich je wirklich geprügelt hatte, zumindest hatte er nie den Anschein gemacht und gesagt hatte er über so etwas auch nie etwas, doch so genau konnte ich es nicht sagen. Denn vieles hatte nicht den Anschein gemacht und war doch wahr gewesen. Was mich unweigerlich dazu brachte mich zu fragen ob ich Roger Caerwyn Davies überhaupt wirklich kannte. Oder auch nur ansatzweise kannte. Oder ob es lediglich ein Trugbild war, dass ich von ihm hatte. Unabhängig ob nun weil er mir dieses bewusst in den Kopf gesetzt oder ich es mir von Anfang an einfach aus einem mir unbekannten Grund eingebildet hatte.
Zwar hatte ich mich bereits abgewendet gehabt als er aus dem Raum ging, doch konnte ich es mir nicht nehmen lassen ihm mit einem Blick über die Schulter nachzuschauen. Es war genau dieses Bild, welches ich jetzt wohl auf ewig im Kopf haben würde. Rogers Rücken, wie er aus dem Zimmer verschwand. Schnell. Als würde er befürchten, dass ich meine Meinung doch wieder änderte und mich dazu entschloss ihm den Kopf abzureißen. War vorhin vielleicht doch auch ein wenig Angst in seinem Blick gewesen? Ich war mir nicht sicher. Doch eines war sicher: Meine neutrale Mimik hatte sich verändert. Meine Mundwinkel waren merklich nach unten gerutscht und in meinen Augen lag ein trauriger Ausdruck. Jedoch war Roger längst nicht mehr hier um dies zu sehen. Nicht, dass ich es zugelassen hätte, dass er diesen Blick zu Gesicht bekam. Ich schloss meine Augen für einen Moment und atmete einmal tief ein, in der Hoffnung mich gleich wieder einzubekommen. Doch wirklich viel bringen tat dies nicht. Genau genommen brachte es gar nicht. Ich war noch genauso frustriert wie vorher auch. Genauso .. deprimiert.
Nachdem ich meine Augen wieder geöffnet hatte, wandte ich mich wieder zu meinem Sessel um. Beziehungsweise dem Beistelltisch auf dem noch meine Tasse Tee stand, die ich nicht ausgetrunken hatte. Mit wenigen Schritten war ich dort angekommen und hatte sie ergriffen, nur um diese dann mit voller Wucht gegen ein eingerahmtes Bild zu werfen. Dort zerbrach nicht nur die Tasse aus Porzellan, sondern auch das Glas des Bilderrahmens, in welchem ein Bild von irgendeinem Künstler war den ich nicht kannte, zu dem mir aber Nerissa geraten hatte, bevor auch dieses zu Boden fiel. Mit dem Gefühl, welches mich jetzt Stück für Stück einnahm, konnte ich allerdings arbeiten. Es war zu dem vorherigen regelrecht erleichternd. Ich griff nach meinem Magazin, welches ich auch achtlos in eine Ecke pfefferte, wobei mich Helios, der in der Nähe auf seinem Ast hockte, ganz pikiert ansah. So fern eine Eule pikiert schauen konnte. Es kam mir jedenfalls so vor. Doch änderte dies nichts daran, dass ich alles was sich in meiner Nähe befand, was sich werfen ließ, auch warf. Gegen weitere Bilder, gegen den alten aber restaurierten Flügel und vor allem dort hin, wo Roger aus der Tür verschwunden war. Ich achtete einzig und allein darauf, dass ich nichts mehr in die Nähe meiner Eule warf. Immerhin war es nicht mein Ziel ihn zu treffen, sondern mir viel mehr Erleichterung zu verschaffen. Und es hatte gewirkt. Für diesen Moment. Doch jetzt befand sich nichts mehr in Reichweite.
„Tammy.", rief ich schließlich laut und deutlich, woraufhin sofort eine Hauselfe erschien. Doch bevor sie ihr Wort an mich richten konnte, schnitt ich ihr dieses mit einer Handbewegung ab. „Räum das hier wieder auf.", war meine simple Anweisung, ehe ich an dem Wesen vorbei ging um den Raum zu verlassen, wobei ich mir kurz über die Augen fuhr, da meine Sicht begonnen hatte deutlich zu verschwimmern. Vor Wut natürlich.


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Re: Das Wohnzimmer

von Lucian am 19.08.2019 19:45

Da wir beide durch unseren Job doch sehr eingespannt waren, und ich einen Großteil meiner freien Zeit in den letzten Monaten mit Roger verbracht verschwendet hatte, waren meine Freunde ohnehin nach meinem empfinden zu kurz gekommen. Oder zumindest redete ich mir dies gerne ein, damit ich einen anderen Grund vorweisen konnte um fast schon ungewöhnlich viel meiner Freizeit in diese investieren zu können als dem simplen Fakt, dass ich es einfach abgrundtief hasste alleine zu sein und ich inbesondere seit dem Streit mit Roger, der noch nicht lange zurückliegt, intensive Ablenkung brauche. Wobei es weniger eine wirkliche Ablenkung war, wenn man es genau nahm, weil ich mich im Grunde die ganze Zeit nur über ihn aufregte. Obwohl mich meine Wut Roger gegenüber meist verließ sobald ich abends alleine im Bett lag. Tatsächlich hatte ich auch schon häufiger mit dem Gedanken gespielt mich bei ihm zu entschuldigen,.. aber nein. Das war eine ganz furchtbare Idee.
Ich saß im Schneidersitz auf meinem Sofa, während ich Darius anblickte, welchem ich meinen sonst liebsten Platz, meinen Sessel, überlassen hatte. Tammy hatte uns auch längst unsere Getränke gebracht und ebenfalls ein paar Snacks auf dem Couchtisch abgestellt.
Die kleine Schale mit Pistazien hatte ich an mich gebracht, während wir uns gegenseitig ein bisschen auf den neusten Stand brachten. „Habt ihr Auroren eigentlich überhaupt noch irgendetwas zu tun?", fragte ich ihn schließlich, nachdem ich ihn zuvor mit einer Frage a la ‚Wie läufts mit Potter?' geärgert hatte. Der Gedanke an den Krieg, der zwar noch vor der Jahrtausendwende stattgefunden hatte und fast schon fern wirkte, obwohl es nicht einmal fünf Jahre waren, war definitiv nicht mein liebster. Generell vermied ich eigentlich jeden Gedanken an diesen, doch Darius brachte den Gedanken aufgrund seiner Berufung immer wieder zurück. „Oder seid ihr Auroren nur eine besser bezahlte Strafverfolgungspatrouille?" Ich öffnete eine der Steinfrüchte, deren Schale ich einfach mit dazu warf. Natürlich wäre es ein einfaches die Schale magisch zu entfernen oder Tammy von Anfang an zu sagen, dass sie das machen sollte, doch erinnerte ich sie stets daran gerade dies nicht zu tun. Was einfach daran lag, dass ich sowieso immer irgendeine Form der Beschäftigung brauchte und statt unkontrolliert irgendwelche Snacks in mich zu stopfen, oder wahlweise meinen Besuch damit auf die Nerven zu fallen, dass ich mit meinen Fingern auf irgendeinem Untergrund trommelte, öffnete ich diese einfach per Hand.


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Re: Das Wohnzimmer

von Darius am 19.08.2019 20:04

Ich war unfassbar froh, dass ich nach all der Zeit, die ich Lucian nicht gesehen hatte, die ich einfach zu beschäftigt für alles außer der Arbeit gewesen war – mal abgesehen davon, dass Beschäftigung dabei bedeutete, dass ich auf der Arbeit anwesend sein und Papierkram erledigen musste, sowie dauerhaft in Bereitschaft stehen musste, um vom Aurorenbüro gerufen zu werden und noch mehr Papierkram zu erledigen, passierte das oft genug – diesen endlich mal wieder treffen und mich mit ihm austauschen zu können. Zudem musste ich feststellen, dass ich Lucian wirklich vermisst hatte, mal wieder fiel mir auf, dass wir in der Schulzeit bei weitem nicht das volle Potential unserer Freundschaft ausgeschöpft hatten und ich deutlich mehr Zeit mit ihm hätte verbringen können, wenn ich mal nur nicht so viel gelernt hätte, um die besten Noten zu schreiben, die mir meinen Traumjob bescherten, der nun im Nachhinein die Mühe nicht wert gewesen war. So gut, wie mein Leben irgendwie gelaufen war, es war eigentlich nicht so wirklich ideal. Womit ich nicht sagen wollte, dass ich mir den Krieg zurückwünschte, solche Gefahr musste bei weitem nicht sein, aber...in einer Krisenzeit hätte ich zumindest etwas leicht Anspruchsvolles zu tun, etwas, das mich mehr forderte, als Büroarbeit.
Demnach quittierte ich Lucians neckende Frage mit einem kleinen, schiefen Grinsen, welches ich nach wie vor, wie auch schon zu Schulzeiten nicht selten von mir sehen ließ und ging dann auf dessen nächste Frage ein, während ich mein Glas Feuerwhiskey in der Hand hielt. Von den Snacks ließ ich vorerst die Finger, ich wusste nicht mal genau, wieso. „Oh du hast keine Ahnung", ich schüttelte den Kopf und verdrehte ungläubig die Augen, bevor ich auf seine weitere Frage noch hinzufügte: „Wenns so wäre, wär das schön!" Den Mund leicht verzogen und mein Glas schwenkend fuhr ich zunächst mit einem Schluck Feuerwhiskey fort, bevor ich den Mund beim Gedanken daran verzog, wie oft ich diesen Geschmack schon auf der Arbeit im Mund gehabt hatte, wenn es mal etwas zu langweilig wurde und ich beschlossen hatte, mir die Unterlagen ein wenig angenehmer zu gestalten, die Kopfschmerzen beiseite zu schieben. „Ich sitze den ganzen Tag im Büro, und wenn Mrs. Smith mal wieder ihre Katze verloren hat, muss ich ungefähr vier Stapel Akten und Berichte über den Verlauf der suche ausfüllen, wobei die kleine Puschi meistens nur hinter dem Ofen in ihrem Haus sitzt und sich aufwärmt und Mrs. Smith nur jedes Mal vergisst, dass die Katze dort ihren Lieblingsplatz hat", ich schüttelte den Kopf, auch wenn ich etwas übertrieb. So oft passierte das nämlich nicht.
„Aber genug von mir", wechselte ich schnell das Thema, wollte ich mich nicht von meiner Arbeit bis in die Freizeit verfolgen lassen, „wie läuft es aktuell bei dir? Ich hab zwar die meisten Spiele der Falcons mitverfolgt, aber deine Sichtweise interessiert mich brennend!", ich lächelte nach wie vor, wusste Lucian doch, dass ich eigentlich kein allzu großer Quidditchfan war. Ich konnte dem nichts abgewinnen, aber ihm zuliebe hatte ich mir jedes Spiel von seinem team angesehen, das ich konnte.

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Lucian

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Re: Das Wohnzimmer

von Lucian am 19.08.2019 20:44

Ich konntemir ein fast schon schadenfrohes lachen nicht verkneifen, als Darius äußerte, dass es schön wäre. Wäre es nicht irgendwie amüsant, täte es mir schon fast leid, dass der Beruf, für den sich Darius nach seinem Abschluss entschieden hatte, wohl nicht so war wie er es sich gewünscht hatte. Zugegeben, wer hätte auch damit rechnen sollen, dass es irgendwann so friedlich werden würde? Das war etwas, mit dem ich selbst niemals gerechnet hatte, doch war es kaum verwunderlich, wenn man darüber nachdachte wie meine Einstellung selbst einst gewesen war. Etwas, von dem ich Darius nie wirklich erzählt hatte. So wie der Fakt, dass mein Vater mehr als nur ein Angestellter im Ministerium gewesen war, der sich an die politische Lage angepasst hatte. Bei dem Gedanken an meinen Vater bekam mich unweigerlich das Bedürfnis etwas zu trinken, etwas starkes, damit ich alles diesbezüglich aus meinem Kopf verbannen konnte. Die Pistanzienschale stellte ich also wieder auf dem Tisch ab und griff nach meinem Glas, welches, genau wie das von Darius, mit Feuerwhiskey gefüllt war und in dem drei Eiswürfel schwommen, welche das Getränk jedoch nicht verwässern würde. Mit einem großzügigen Schluck hatte ich dieses ausgetrunken. „Puschi?", fragte ich fast schon irritiert nach und verzog dabei merklich das Gesicht, welches bei dem Feuerwhiskey sogar vergleichsweise neutral geblieben war. „Merlin, wie kann man seinem Haustier nur einen solchen Namen geben? Das ist ja noch schlimmer als die Tatsache, dass diese Frau wohl ziemlich senil ist." Ich warf einen Blick zu meiner Eule, der ich als 11-Jähriger keinen dämlichen Namen wie Puschi, Feather oder Owl gegeben hatte, sondern ihn auf den Namen Helios taufte. In letzter Zeit war er, aktuell schlief er auf seinem Platz in der Ecke, recht übellaunig. Ähnlich wie ich.
Ich konnte nicht verhindern eine Augenbraue anzuheben als Darius äußerte, dass er sich brennend für meine Sichtweise zu den Quidditchspielen interessierte. „Und du bist allen ernstes der Meinung, dass ich dir das abkaufe?" Auf meinen Lippen erschien ein belustigter Ausdruck. „Das Training läuft bisher ziemlich gut. Colquhoun geht mir wie üblich mit ihrer alleinigen Existenz tierisch auf die Nerven, aber sie hängt sich zumindest rein." Es war kein Geheimnis, dass Marlo Colquhoun und ich uns nicht sonderlich ausstehen konnten, schon zu Schulzeiten waren wir oft aneinander geraten, allerdings spielten wir auf dem Platz doch ungewöhnlich gut zusammen. „Nach der Pleite in der letzten Saison" Auch wenn man im allgemeinen vom dritten Platz nicht als pleite reden konnte, alleine wenn man bedachte, dass die Falcons die Jahre zuvor .. eher mittelmäßig waren – was eindeutig an meinem Vorgänger lag. „Mache ich denen allen Feuer unterm Hintern." Natürlich mobbte ich meine Teamkollegen nicht, immerhin waren wir noch immer eine Mannschaft, doch schadete ein wenig striezen nicht, welches ich jedoch begonnen hatte mit mehr Motivation, Elan und auch mal ein paar Komplimenten zu unterstützen. Mal davon abgesehen, dass ich aktuell mit bestem Beispiel voran ging. „Ach ja, zum Thema letzte Saison. Schon gewusst, dass wir mehr Tore gehabt hätten, wenn nicht alle ständig daran denken würden, wann ich das nächste Mal mit ihnen schlafe?" Es war mehr als ersichtlich, dass es nicht meine Aussage war, sondern ich gerade die Worte einer anderen Person wiedergab über die ich mich, mehr als offensichtlich, ärgerte. Und so waren meine Gedanken erneut bei Roger Davies angekommen. Fantastisch.


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