Quibbler, Achtzehnte Ausgabe (Dezember)
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Quibbler, Achtzehnte Ausgabe (Dezember)
von Quibbler am 30.12.2018 19:13T H E
A C H T Z E H N T E A U S G A B E ( D E Z E M B E R ) Re: Quibbler, Achtzehnte Ausgabe (Dezember)
von Quibbler am 30.12.2018 19:19prosa & poesie
auf dem gericht
Und wieder einmal schrieb der beliebte Autor Frunk Kakfa eine seiner berühmt berüchtigten Kurzgeschichten mit dem geheimnisvollen Titel „Auf dem Gericht":Seit er sich erinnern konnte, hatte Herr K. noch nicht einmal eine Vorladung erhalten. Nicht einmal hatte er ein Gesetz gebrochen sondern viel eher hatte er sich in seiner heimischen Wohnung niedergelassen, stets zufrieden mit dem was er besaß. Ein Krug, den ihm seine Großtante dritten Grades einst vermacht hatte, als sie nach Jahren des ausgelassenen Kontaktes dahingeschieden war, der als Krug diente, wie ein Krug dienen sollte, ein Sessel, der ihm bereits nach wenigen Wochen seit dem Kauf Rückenschmerzen bereitete und in dem eine Feder gesprungen war, doch er diente als Sessel, wie ein Sessel dienen sollte und ein Tisch, an dessen Kauf oder Erhalt generell er sich nicht erinnern konnte und so stand er eben in seinem Heim und diente als Tisch, wie ein Tisch dienen sollte.
Doch die Vorladung die ihn in seinem Heim erreichte, verängstigte den jungen Greis und sorgte für ein Unbehagen in seiner Brust. Es war ein weißer Brief in weißem Umschlag mit schwarzen Buchstaben die er durch seine milchige Brille und seine alten Augen nur schwer entziffern konnte, doch Herr K. wusste, was in dem Brief stand, schon als er ihn erhielt, denn obwohl man ihn nie hatte einem Verbrechen bezichtigen können, so wusste er, warum und wohin er vorgeladen wurde. Auf dem Tisch, der wie ein Tisch diente lag der Brief, der als Brief diente für Tage, in denen Herr K. nicht recht wusste, wie ihm war. Weitere Tage erwartete er von seinem Hirn, das als Hirn dienen sollte, dies aber nicht so recht zu vollbringen wusste, eine Antwort auf die Frage: Was nun, da ich die Vorladung erhielt? Doch diese Antwort kam nie. Und auch noch heute sitzt Herr K. in dem Sessel, der diente, wie ein Sessel dienen sollte hinter dem Tisch, der diente, wie ein Tisch dienen sollte mit dem Krug, der diente wie ein Krug dienen sollte und vor dem Brief, der diente, wie ein Brief dienen sollte. Ohne ein Hirn, das diente wie ein Hirn dienen sollte und ohne ein Herz, das diente, wie ein Herz dienen sollte.
30.12.2001, frunk kakfa